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Wohnhaus Sursee

2020 bis 2023 (1738)

Beschaffung:
Direktauftrag
Zusammenarbeit:
Küng Holzbau, Alpnach Dorf
Schutzstatus:
schützenswert
Begleitung:
Marcus Casutt, Kantonale Denkmalpflege
Material:
Vollholz, Kalk
Karte

Bauhistorische Analyse | Im Oktober 2019 wurde eine bauhistorische Analyse erstellt. Anbei ein paar Ausschnitte aus dem Fachbericht von Frau Brigitte Moser.

«Das Wohnhaus Surengasse 26 befindet sich im S-Bereich der westlichen Häuserzeile entlang der neuen Sure – im ehemaligen Gewerbeviertel. Wie alle Gebäude in dieser Zeile wurde auch dieses Haus direkt an die Innenseite der Stadtmauer des 13. Jh. gebaut. Es ist davon auszugehen, dass es hier schon in der frühen Zeit der Stadt Bebauung gab.

Heute präsentiert sich das Haus als dreigeschossiger Putzbau, innen und aussen in der 2. Hälfte des 20. Jh. überformt. Den Kern jedoch bilden Teile aus älteren Bauphasen, welche das Gebäude bis in die Gegenwart prägen.

Die rückwärtige Fassade bildet die Stadtmauer des 13. Jh. Das Gebäude griff ehemals in die Nachbarparzelle ein und war demnach breiter als heute. Im heutigen Gebäude lag demnach die Stube oder die Nebenstube. Unter den jüngeren Bauschichten verbirgt sich ein zweigeschossiger Ständerbau wohl auf massivem Sockelgeschoss. Die dreigeschossige Ausbildung ist seit dem 15. Jh. in dieser Region typisch für städtische Wohnhäuser. Es ist von einem zweiraumtiefen Grundriss auszugehen. Eine solche Gliederung in Vorder- und Hinterhaus ist in Sursee seit dem 15. Jh. belegt.

Im ganzen Haus dürfte es aus typologischer Sicht im 1. und 2. Obergeschoss gassenseitig ehemals zwei Räume (Stube und Nebenstube im 1. OG) sowie aufsitzende Räume (2. OG) gegeben haben. Rückwärtig ist mit der einst bis unter das Dach offene Küche und ein bis zwei flankierenden Räumen zu rechnen. Für den Hausteil auf der Parzelle Surengasse 26 heisst das: Ehemals gab es zur Gasse hin einen Raum (Stube oder Nebenstube) und darüber einen Raum. Rückwärtig war die Küche untergebracht sowie ev. ein weiterer Raum oder nur der Treppenaufgang in die oberen Geschosse. Die Küche dürfte spätestens im 18. Jh. geschlossen und die darüber liegenden Räume geschaffen worden sein.»

Konzept | Das Erdgeschoss wird von seiner Aufgabe als Garage befreit. Der Raum wird geöffnet, dass ein Durchwohnen ermöglicht wird. Eine ähnliche Typologie wird auch bei der ursprünglichen Nutzung als Werkstatt vermutet. So kann man im Erdgeschoss wieder die beiden Seiten der Sure und des Grabens miteinander verbinden und erleben.

Das erdgeschossige Wohnen erhöht den Kontakt der Bewohner mit der Gasse und belebt diese. Deshalb werden hier die Nutzungen Kochen und Wohnen angegliedert.

Bei den Sondagen wurden die alten Deckenbalken sichtbar, welche bei früheren Eingriffen nach dem aktuellen Wissensstand nicht verletzt wurden und somit noch sehr gut erhalten sind. Die Balken wurden in die beiden Aussenwände eingemauert. In der Hausmitte bildet ein ausgefachter Holzständer das Mittelauflager der Balken. Die Ausfachungen sind verputzt und weisen noch die ursprüngliche Farbigkeit und Materialität auf. Da der Ständer bei der letzten Sanierung beidseitig verkleidet wurde ist mit wenigen Schäden zu rechnen. Deshalb werden in dieser Mittelwand keine neuen Öffnungen vorgesehen. Die Zimmer werden über die bestehenden Türen erschlossen. Die Wand wird freigelegt und restauriert. Nebst ihrer Funktion als Mittellager bildet sie wieder das Zentrum des Hauses.

Surenseitig bleiben die Schlafzimmer bestehen. Neu werden hier auch die Nassräume angeordnet, welche so natürlich belüftet werden können. Gartenseitig entsteht ein grosser Raum welcher für die Kinder zum lernen oder lesen genutzt werden kann. Durch den neuen Anbau rückt dieser Raum in die Mitte des Hauses.

Das Dachgeschoss bleibt als grosses Spielzimmer erhalten.
Es ist denkbar, dass das Dachgeschoss später als Kinderzimmer genutzt wird.

Der neue gartenseitige Anbau bietet auf zwei Geschossen zusätzlichen Wohn– und Arbeitsraum welcher gut belichtet werden kann.

Auf dem neuen Anbau gibt es wieder eine Terrasse, wie das bereits heute der Fall ist.

Eingriffe | Das Haus wird nach denkmalpflegerischen Aspekten saniert und mit zwei Eingriffen den heutigen Wohnansprüchen der Bauherrschaft angepasst. Mit Ausnahme des neuen Anbaus soll das Gebäude gegen aussen in seinem Ausdruck unverändert bleiben.

Der erste Eingriff bringt die gewünschte «Luft» innerhalb des Gebäudes, der zweite Eingriff ersetzt den bestehenden Anbau gegen den Graben und schafft so mehr Wohnraum.

Küchenraum | Der erste Eingriff sieht vor, einen kleinen Teil der Deckenbretter über der Küchen im Erdgeschoss zu entfernen. Sondagen haben gezeigt, dass dies vertretbar sein sollte. Dies ermöglicht mehr Raumhöhe und damit einen räumlichen Gewinn. Zudem erinnert der hohe Kochteil an die Typlologie der Rauchküche welche sich in der ersten Phase im Gebäude befand. Um dem restlichen Erdgeschoss mehr Höhe zu verleien wird der Boden um ca. 20 cm abgesenkt.

Anbau | Der bestehende eingeschossige Betonanbau dient momentan als Öltank für die Heizung. Dieser wird durch den Einbau einer Wärmepumpe nicht mehr gebraucht und durch einen neuen zweigeschossigen Holzbau ersetzt. Um zusätzlichen Stauraum und einen Platz für die Technik anzubieten wird der Anbau unterkellert.

Materialisierung | Die Fassade gegen die Sure wird belassen und im bestehenden Farbton neu gestrichen. Auch die Fenstergewände aus Kunststein (obschon untypisch) werden belassen.

Die Fensterladen werden wo nötig saniert und im bestehenden Grünton neu gestrichen.

Die alten Fenster werden durch neue Holzfenster ersetzt und wieder weiss gestrichen. Dadurch kann wieder ein Sprossenfenster eingesetzt werden. Die heutigen sprossenlosen Fenster bilden eine Ausnahme in der Häuserzeile gegen die Sure. Der Sockel wird ebenfalls neu gestrichen, jedoch in einem helleren Grauton, damit der Unterschied zwischen Fassade und Sockel nicht mehr so markant ist.

Der Anbau auf der Südfassade wird aus massiver Eiche konstruiert und gefertigt. Das Holz bleibt unbehandelt und erhält durch die Verwitterung einen natürlichen Grauton.

Auch die Eingangstüre und das ehemalige Garagentor werden neu aus unbehandelter Eiche gebaut. Südseitig wird der Sonnenschutz im Bereich der Fassade mit vertikalen Ausstellmarkisen gewährleistet. Der Balkon wird mit einem ausfahrbaren Sonnensegel beschattet.
Das Dach wird von innen gedämmt, so kann die Ziegeleindeckung und der Dachrand bestehen bleiben.

Nebengebäude, Garten | «Der Garten auf der Aussenseite der Stadtmauer im verfüllten Stadtgraben ist Teil der für diesen Bereich typischen Grünzone mit charakteristischen kleinen Anbauten.»

Aus: Fachbericht, Brigittte Moser, Oktober 2019

Um die Fahrräder der vierköpfigen Familie zu lagern, ist geplant im Garten ein kleiner Anbau an der Aussenmauer zu erstellen. Dieser gliedert sich durch die Holzkonstruktion in den Garten ein und bleibt mit seiner Höhe unter der Stadtmauer.
Die Bepflanzung im Bereich unterer Graben wird belassen. Die aktuell natürliche Bepflanzung der Bauherrschaft passt sich gut in die umgebende Gestaltung ein. Für die Bohrung der Erdwärmesonde muss ein Teil des Baumbestands gefällt werden. Dieser wird nach den Bauarbeiten wieder angepflanzt. Dafür werden einheimische Pflanzen ausgewählt. Durch die Absenkung des Erdgeschossniveaus wird zudem eine neue Treppe in den Garten nötig. Diese lehnt sich in ihrer Lage und Gestaltung an den bestehenden Treppen an.

Stand: 310521

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