Weissmieshütte Saas Grund
2022 bis 2023
- Auftraggeber:
- SAC Sektion Olten
- Beschaffung:
- Wettbewerb auf Einladung, 2. Rundgang
- Zusammenarbeit:
- Lauber Ingenieure, Luzern
- Konstruktion:
- Holzhybridbauweise
Ort | Die Weissmieshütte der SAC Sektion Olten tront auf einem Felsplateau und wird umgeben von einer eindrücklichen Berglandschaft. Das Ensamble besteht aus der «Alten Hütte» (Berghotel aus dem Jahre 1894) und der «Haupthütte» (aus dem Jahre 1960, erweitert im Jahre 1990).
Absicht | Die Absicht ist es, die Identität des über Jahrzehnte gewachsenen Ensembles zu erhalten. Der vornehmlich murale und eher geschlossene Ausdruck insbesondere der Haupthütte, wird dem Ursprungszweck einer SAC Hütte noch immer gerecht – nämlich dem Schutz der Besuchenden vor den teils widrigen Bedingungen in den Bergen.
Die markante Setzung der Haupthütte soll mit dem Erhalt des Fussabdrucks beibehalten werden. Dies ermöglicht zudem ein kompaktes Gebäudevolumen und eine angemessene und wirtschaftliche Intervention.
Die Verfasser möchten mit diesem Ansatz die Eingriffe in die sensible Berglandschaft möglichst gering halten. Topographische Veränderungen, Felsabbau und aufwändige Fundationsarbeiten entfallen.
Intervention «Haupthütte» | Anhand einer kompakten Grundrissorganisation, kann das geforderte Raumprogramm platzsparend untergebracht werden. Eine vertikale Erweiterung verhindert überdimensionierte Erschliessungsflächen.
Wie bereits bei der Erweiterung im Jahre 1990, wird die Haupthütte weitergebaut. Dabei wird der Bestand weitestgehend erhalten – dies im Sinne eines Ressourcen schonenden Umgangs in der Erstellung. Das solide Bruchsteinmauerwerk kann um zwei weitere Geschosse (Hybridbau) aufgestockt werden. Das Bruchsteinmauerwerk ist auf dieser Höhe ein sehr bewährtes und beständiges Baumaterial. Die Steine sind in der nahen Umgebung zudem in grossen Mengen vorhanden. Demzufolge ist es selbstverständlich diese Tradition fortzuführen und auch die neue Aufstockung aus Stein zu bauen. Damit entsteht ein neues Ganzes, mit subtiler Abzeichnung der stetigen Veränderungen der Hütte. Denn bereits heute lassen sich dem genauen Betrachter der Weissmieshütte die einzelnen Bauetappen der 60er beziehungsweise der 90er Jahre ablesen.
Die heute aufgrund der Erweiterung in den 90er Jahren etwas uneindeutige Volumetrie erfährt durch die Aufstockung eine klare, vertikale, turmartige Ausbildung.
Die Mehrhöhe gegenüber der alten Hütte wird als Hirarchisierung zwischen den beiden unterschiedlichen Hüttentypen verstanden.
Im eindrücklichen Landschaftsraum ist diese Aufstockung absolut unbedeutend und demzufolge als verträglich einzustufen. Die Dachform und deren Materialisierung leitet sich aus der Dachform der ursprünglichen Hütte ab.
Material & Struktur «Haupthütte» | Die Aufstockung erfolgt mit einer Leichtkonstruktion in leimfreier Holzbauweise. Massivholzelemente bilden das innere tragende Element und tragen die vertikalen Kräfte sicher in die bestehende Aussenwand ab. Auf der Aussenseite wird das bestehende Naturbruchsteinmauerwerk als Fassade bis unter die Dachkante weitergeführt. Zur Aufnahme der lateralen Einwirkungen aus Wind und Erdbeben werden im Bereich der raumseitigen Dämmung zusätzliche stabilisierende Elemente in Form von K-Fachwerken aus Holz eingebaut. Dadurch können die erdbebentechnisch relevanten Grundsätze von vertikal durchlaufenden Wandscheiben bis zu den Fundamenten sowie der doppelsymmetrischen Anordnung im Grundriss mit maximalem Abstand zum Massenschwerpunkt weitgehend erfüllt werden. Die Decken- und Dachelemente überspannen die Räume immer über die kürzere Spannweite.
Durch die Elementbauweise wird der Bauprozess der Aufstockung kurz gehalten. Die nichttragende Natursteinvorsatzschale kann zeitlich unabhängig aufgemauert werden. Die Natursteine könnten auch unter Mithilfe der Sektionsmitglieder gesammelt und herbeigeführt werden. Dieses Baumaterial ist in naher Umgebung zahlreich vorhanden und frei verfügbar.
In den unteren bestehenden Geschossen wird die Hütte bis auf die Grundmauern und die bestehenden Balkendecken rückgebaut. Die Aussenwände werden mit einem Dämmputz energetisch ertüchtigt. Ein homogener muraler Wandaufbau entsteht. Der raumseitige Kalkputz bildet zusammen mit den neuen Holzböden und -Decken eine freundliche Raumatmosphäre.
Die Schlafkammern in den oberen Geschossen sind gänzlich in Holz gezimmert und vermitteln so eine wohnliche Atmosphäre.
Intervention «Alte Hütte» | Bei der alten Hütte wird wunschgemäss der kleinstmögliche Eingriff gesucht. Einige Oberflächen werden wohl gereinigt und aufgefrischt, ansonsten soll die Hütte als historischer Zeitzeuge für Besucher*innen in dieser Form erlebbar bleiben.
Die Bett- und Zimmereinteilung wird so gewählt, dass etwas mehr Komfort geboten werden kann.
Die maximale Personenbelegung beträgt neu 19 Personen. Dadurch handelt es sich gemäss VKF nicht um einen Beherbergungsbetrieb. Mit der Reduktion der maximalen Personenzahl erfährt die Alte Hütte eine Nutzungseinschränkung.
Es ist vorgesehen, auch dieses Gebäude mit vernetzten Rauchwarnmeldern auszurüsten und die Fluchtwegkennzeichnung zu ertüchtigten. Bei den Fluchtwegtüren wird zudem gewährleistet, dass diese in Fluchtrichtung jederzeit ohne Hilfsmittel geöffnet werden können.
Das Konzept muss in Absprache mit der örtlichen Brandschutzbehörde und der Denkmalpflege präzisiert werden.