Stadel Münster
2023 bis 2026 (1646)
- Beschaffung:
- Direktauftrag
- Zusammenarbeit:
- Klaus Troger, Kantonale Denkmalpflege
- Konstruktion:
- Holzbauweise bestehend
- Status:
- Bauprojekt
Typus Stadel | «Der Stadel als Wirtschaftsgebäude des Getreidebaus und Dreschplatz. Er besteht aus einem Blockbau, der auf Holzstützeln über einem Sockel steht. Die Holzstützel sind mit Schwalbenschwanzkämmen in liegenden, auf dem Sockel ruhenden Schwellbalken eingenutet und mit grob gerundeten Steinplatten abgedeckt. Sie sollen verhindern, dass Mäuse auf diesem Weg in den Stadel eindringen können und werden von den Walliser Bauern seit «jeher» als Mäuseplatten bezeichnet. Eigentliche Versuche zum Nachweis, dass Nagetiere das Hindernis Steinplatte tatsächlich nicht überwinden können, sind zwar keine bekannt. Doch wendet man in der Schiffahrt noch heute ein ähnliches System an, indem ein meistens kreisförmiges Rattenblech oder Rattenteller mit etwa 1 m Durchmesser und einem Schlitz vom Rand zur Mitte auf die Festmacherleine, nahe beim Schiffsrumpf aufgesteckt wird.
Zwischen Stützel, Steinplatte und Schwelle gibt es keinerlei Verbindung, etwa in Form eines Loches, in das der konische Stützelkopf eingreift, eines Zapfens oder auch nur einer Vertiefung in der Steiplatte. Das Ganze hält also einzig aufgrund von Eigengewicht des Speicher-/Stadelgebäudes mit seinem Steinplattendach* und Reibungswiderstand.
Der Sockel besteht aus Mauerwerk oder aus gestrickten Balken. Bei Gebäuden in starker Hanglage ist dieser Sockel öfters zweigeschossig, wobei das in den Hang eingetiefte untere Geschoss meistens aus Bruchsteinmauerwerk besteht. Der Sockel wird – je nach Standort des Stadels – als Kleinviehstall, Abstellraum oder bei gemauertem Unterbau als Keller («Saal») genutzt.
Der nur über eine Leiter zugängliche Oberbau besitzt meistens in der Mitte der bergseitigen Giebelwand eine breite Eingangstüre. Unter der Schwelle bilden die mit Nut und Feder dicht schliessenden Bohlen des Tenns ein kleines, laubenartiges Podest als Auflager für die Leiter. In der gegenüberliegenden Giebelwand ist eine fensterartige Öffnung oder eine Türe zu einer Laube ausgespart, die als Trocknungsgestellt diente.
Bei hohen Stadelbauten werden die ungegliederten Traufwände mit Blockzangen gefestigt. Diese Blockzangen bestehen aus innen und aussen an den Wänden angebrachten, nach unten leicht verjüngten Balken, die durch horizontale Zungen («Chlofen») getrieben werden. Gedeckt ist das Gebäude mit einem flachen Giebeldach («Tätschdach»).
Im Innern befinden sich in der Gebäudeachse ein gangartiges Tenn von – je nach Dimension des Gebäudes – bis zu 150 cm Breite. In den Seitenachsen links und rechts des Tenns liegen die Garbenspeicher, die mit einer Konstruktion aus Bindbalken, Ständern und Latten in verschiedene Gefache unterteilt werden, denn wie die übrigen Ökonomiegebäude ist auch der Stadel stets in Mehrfachbesitz. Das Tenn und die seitlichen Garbenspeicher sind durch eine aus Brettern gefügte Brüstung voneinander getrennt. Um Körnerverlust zu verindern, sind die Randbalken des Tenns oft mit einem Falz versehen und bilden zusammen mit den Gefachwänden ein sog. Kastentenn.»
*hier Schindeldach
Aus: Die Bauernhäuser des Kantons Wallis, Band 3.1, Rotten Verlag, 2011.
Riedmatten-Stadel | Ortsüblicher Stadel, im Gebiet Oberfäld gelegen. Der stattliche Nutzbau in konventioneller Strickbautechnik ist auf einem talseits erhöhten, bergseits eingetieften Sockel aus teils roher, teils verputzter Bruchsteinmauer mit Eingang in der Frontseite errichtet. Der Aufbau des Blockwerks mit Plane ist der typologischen Struktur des traditionellen Stadels entsprechend geschichtet: das Tragwerk ist über die Eckverbindungen sowie Spillen an den Wänden ausgesteift, die tragenden Wände sind zusätzlich durch schlanke Binder verstrebt, das Giebelfeld ist über die Fassadenlinie vorkragend konstruiert; im Fassadenrücksprung sind in zentraler Gebäudeachse die Eingänge, jeweils in doppelter Ausführung mit vorgelagertem Podest eingebaut, die Podeste sind noch weitgehend erhalten, die Keiltreppen sind abgebaut; das originale Stadelfenster in der jeweilige Giebelseite ist erhalten. Die Dachkonstruktion und die Eindeckung mit Eternit sind unterhalten. Zierelemente: Pfettenkonsolen mit Rosskopfmotiv, Würfelfries an der Hauptfassade.
Aus: Inventarblatt Goms,
013-1116-000-000.
Brand | Der Riedmatten-Stadel stammt gemäss Inventarblatt aus dem Jahre 1646 – eine Inschrift bei den südseitigen Kammern im Unterbau bestätig das stattliche Alter. Leider ist das Gebäude am 13.07.1975 um ca. 18:20 einem Brand zum Opfer gefallen. Kinder eines Pfadilagers hatten im Oberbau mit Zündhölzern gespielt und dabei den Stadel in Brand gesetzt. Der Brand war nach ca. 2.5 Stunden unter Kontrolle. Leider wurde dabei der Oberbau fast vollständig zerstört. Ersetzt wurde damals jedoch mehr oder weniger nur das Dach.
Nutzung | Das Ökonomiegebäude wurde zur Speicherung von einheimischen Lebensmittelvorräten, zur Zwischenlagerung und Verarbeitung von einheimischen Getreidearten und zur Lagerung von ausgedroschenem Stroh genutzt. Wahrscheinlich waren im Sockel auch zwei Einzimmerwohnungen für Knechte untergebracht.
Restaurierung | In einer ersten Phase wird der Stadel nach denkmalpflegerischen Aspekten restauriert, insbesondere um die Struktur nach den Brandschäden aus dem Jahre 1975 wieder zu ertüchtigen.
Sockel | Das Sockelmauerwerk befindet sich grossmehrheitlich in einem guten Zustand. Der historische Kalkmörtel wird wo nötig restauriert.
Stand: 06.05.2024