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Meierhof Sempach

2016

Beschaffung:
Studienauftrag
Auszeichnung:
1. Rang
Zusammenarbeit:
Hager Partner, Zürich
Konstruktion:
Hybridbauweise
Karte

Ort | Der Meierhof in Sempach bestand lange vor dem heutigen mittelalterlichen Kern des Städtchens. Entsprechend gross ist dessen Bedeutung. Der Hof steht heute jedoch nicht mehr frei, sondern in nächster Nachbarschaft zu Wohn- und Gewerbebauten. Es fehlt ein Übergang vom Hof zum Städtchen oder vom Städtchen zum Hof. Das bestehende kleine und hell verputzte Landhaus besetzt bereits den Hofraum, vermag diesen jedoch nicht zu stärken. Das Nebeneinander wirkt befremdend, da das Häuschen weder mit dem Material noch mit dem Volumen an die Hofbauten anzubinden vermag.

Absicht | Da der direkte Sichtbezug zwischen Stadttor und Meirhof aufgrund der Vegetation nicht möglich ist und auch früher bereits durch den Dreiangel* unterbunden war, wird ein anderer Ansatz verfolgt. Der Hof soll an der Eicherstrasse durch zwei Neubauten zum Städtchen hin gefasst werden, welche sich in ihrer Materialität am Bestand anlehnen. So tragen die beiden neuen Häuser, wie auch das Bauernhaus, ein Kleid aus Holzschindeln. Gleichzeitig spannen die beiden Neubauten vor dem Stadttor zusammen mit ihren Nachbarn der anderen Strassenseite einen grosszügigen Aussenraum auf. Die Bebauung respektiert das Vorgefundene und gliedert sich unaufgeregt und mit der notwendigen Bescheidenheit ein. Zusammen mit den geplanten Alterswohnungen auf der gegenüberliegenden Strasse entsteht eine Art Torsituation in die Vorstadt von Sempach.

* Wohnhaus, 1966 abgebrochen

Setzung | Typologisch lehnt sich die Bebauung an die Vorstadthäuser des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts an. Wichtige Merkmale bilden dabei die kompakte Volumetrie; das schlichte Öffnungsverhalten; die klassische Dreiteilung mit Sockel, Wand und Dach und die Beziehung zu den Zier- und Nutzgärten. Die beiden Volumen nehmen die Körnung der Umgebung auf und werden umspühlt mit einem grosszügigen Freiraum. Bewusst freigespielt bleibt die Wiese an der Kreuzung. Damit bleibt der Bezug und die Sichtbarkeit der «Sträggelenkappele» und des Wegkreuzes bewahrt. Nähert man sich der Kappelle, öffnet sich der Hofraum, offenbart sich die Stallscheune und das Bauernhaus und weitet sich der Blick in die Agrarlandschaft.

Denkmalpflege | Wir unterstreichen die Wichtigkeit des Erhalts des bäuerlichen Ensembles und dessen Landschaftsraum in hohem Masse. Letzterer wird im Süden und im Osten durch den bestehenden Strassenzug begrenzt. Die bereits vorhandenen Gebäude unterbinden das Freispielen des Grünraumes, so dass weitere Häuser entlang der Strasse nicht zwingend zum Nachteil sein müssen. Jedoch soll sich das Neue dem Alten unterordnen und dieses bestenfalls stärken. Mit den Neubauten wird ein atmosphärischer Bezug über das Material gesucht, sowie mit der Gestaltung der Freiräume und der Körnung der Volumen. Es soll ein gesundes Nebeneinander entstehen, welches sich gegenseitig bereichert.

Material | Jeweils auf einem Betonsockel ruhend, manifestieren sich die beiden Häuser in einer Hybridbauweise. Innen werden die Vorteile der Massivbauweise genutzt (Brand- und Schallschutz; Speichermasse) und Aussen die Vorteile der Leichtbauweise (Wärmedämmung, diffusionsoffene Fassade). Das Fassadenkleid aus Holz schafft einen Dialog zum Bauerngut und wird sich mit den Jahren durch die Verwitterung dem Bestand angleichen. Um diesen Prozess gleichmässig zu gestalten, wird das Holz mit einem diffusionsoffenen und ökologischen Holzanstrich behandelt, der keinen weiteren Unterhalt notwendig macht. Die Dachflächen werden wie die Nachbarn mit Ziegeln bedeckt.

Struktur | Eine sich um einen zentralen Kern ausdehnende Betonstruktur, trägt die Elementfassaden und das Zeltdach aus Holz. Die zellenartige Grundrissstruktur schafft kleine Spannweiten und die Wände sind in der Vertikalen durchlaufend organisiert, was beides eine wirtschaftliche Umsetzung verspricht. Dies gilt auch für die Infrastruktur der Gebäudetechnik, da sämtliche Nasszellen übereinander liegen.

Wohnen | Angeboten werden vornehmlich kompakte 3.5 Zimmer Wohnungen, wobei der Aussenraum als Sommerzimmer (Wintergarten) genutzt werden kann. Auftackt jeder Wohnung bildet ein klassischer und grosszügiger Eingangsraum. Von diesem hat man einen direkten Bezug zum Küchenkörper, der den mäandrierenden Raum komplettiert. Obschon die Grundrisse auf einer zellularen Struktur aufbauen, entspricht die Wohnform einem Durchwohnen. Dies nicht zuletzt aufgrund der wechselseitigen Qualität von Licht und Ausblick gegen Süden, sowie Ruhe und Landschaft gegen Norden.

Hofladen | Gegen Süden und gegen Norden hin verzahnen sich die Gebäude mit dem Strassenraum auf der einen und dem Hofraum auf der anderen Seite. Gegen Osten hin entsteht eine neue schmale Wegverbindung, vorbei an Kapelle und Wegkreuz. Entlang dieses Weges befürworten die Verfasser eine halböffentliche Nutzung, wie die eines Hofladens. Hier kann sich der Wanderer auf seinem Weg in Richtung Kirchbühl stärken und einen Moment auf der Holzbank und im Schatten der Linde verweilen. Denkbar wäre aber auch ein Satellit des Rathausmuseums, welcher die Besucher über den Meierhof informiert.

Landschaft | Die beiden neuen Baukörper werden in einen Gartenraum eingebettet, der zum einen die baulichen Volumen zu einer Einheit verbindet, zum anderen aber auch eine klare Gliederung zwischen Öffentlich und Privat vornimmt. Ein durchgängiger Holzstaketenzaun knüpft an die Ästhetik der bestehenden Bauten an und friedet den Garten zur Strasse hin ab. In einem Rücksprung zur Strasse hin kann die neue Bushaltestelle aufgenommen werden. Hier ist auch der Hauptzugang der beiden Neubauten verortet. Ein Brunnen empfängt die Bewohner und Besucher und regelt zugleich die topographisch notwendigen Übergänge zu den beiden Häusern. Der Garten selbst ist bewusst mit einfachen Mitteln gestaltet. Ein durchgängiger Blumenrasenteppich verbindet die verschiedenen Bereiche miteinander. Wenige Einzelbäume spenden Schatten. Die Einhausung der geplanten Tiefgarageneinfahrt wird genutzt, um einen Sitzplatz in den Gartenraum einzubetten. Zusätzlich fordern einige Pflanzbeete zur gärtnerischen Aneignung auf und knüpfen an das bäuerliche Umfeld des nahen Meierhofes an. Der öffentliche Raum wird als offene Wiese gehalten und die Verbindung zum nahen Hof führt über einen neu geschaffenen Weg am Hoflanden vorbei und dann weiter zum prominenten Gehöft.

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