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Kloster Wesemlin Luzern

2014 bis 2015

Beschaffung:
Wettbewerb auf Einladung
Zusammenarbeit:
Cometti Truffer Architekten & Christoph Fahrni, Luzern
Karte

Ort | Seit je her versprüht eine Klosteranlage für die Menschen etwas Geheimnisvolles, etwas Magisches. Der Mensch ausserhalb der Klosteranlage spürt förmlich die Kraft der inneren Ruhe und Geborgenheit, die über die Mauern zu treten scheint. Man weiss, es handelt sich um einen spirituellen und geschichtsträchtigen Ort und vermutet Räume hoher baukultureller Bedeutung, schätzt die Begegnung mit den Ordensleuten in den Innenhöfen und sehnt sich nach der kontemplativen Qualität der Gartenanlage.

Weiterbauen | Der Projektvorschlag HABITAT für den neuen Lebensraum in der Klosteranlage Wesemlin sucht nach einer Lösung, welche die Geborgenheit einer Klosteranlage als positives städtebauliches Phänomen aufzunehmen und den «atmosphärischen und räumlichen» Nimbus dieser Klosteranlagen zu interpretieren vermag. Dabei wird auf eine offenkundige Dialektik verzichtet und die typologische Einheit gesucht. Das «chronologische» Konglomerat der Klosteranlage wird um einen verwandten Teil weitergebaut.

Städtebau | Die Einfachheit und Selbstverständlichkeit der Entwurfshaltung generiert eine «städtebauliche» Homogenität und Integrität, gleichzeitig wird ein grosser zusammenhängender Freiraum postuliert. Durch das Weiterweben der Anlage wird die ihr innewohnende Atmosphäre nicht nur weitergeführt, sondern verstärkt spürbar gemacht. So stellt die Fortsetzung der Hoftypologie ein vertrautes und doch überraschendes räumliches Element dar und wird durch die Durchlässigkeit zum Prinzip der kommunizierenden Höfe. Der dritte Hof mit klosternahem Wohnen stellt ein neues und zugleich verwandtes Habitat in der Klosteranlage Wesemlin dar.

Architektur | Die Logik des Weiterbauens bedingt eine Spurensuche im Alten. Klostermauer, geschlossene Bauweise, Innenhöfe, additatives Raumgefüge, einfache und solide Materialanwendung und sparsame und bewusste Farbgebung sind prägende Elemente der gewachsenen Struktur. Die Interpretation der Einfachheit, Referenzierung und Selbstverständlichkeit im Entwurfsansatz sind die Themen im Projektvorschlag HABITAT für das neue klosternahe Wohnen.

Gemeinschaft | Dem Äusseren, das auf dem vertrauten Bild einer hermetischen Hülle aufbaut, wird ein mehrschichtiges Inneres gegenübergestellt. Der grosse Wohnhof, als Oase in der Oase gedacht, ist als stimmiger Begegnungsraum der Bewohner und der Besucher konzipiert. Die Laubengänge sind grosszügige Erschliessung zu den Wohnungen und gleichzeitig Aufenthalts- und Kommunikationszonen. Sie erinnern entfernt an den Kreuzgang der Klosteranlagen. Eine funktionale und atmosphärische «Filterschicht», gebildet aus Balkontüren, Klappläden und Textilien, verbindet und trennt die Intimität der Wohnungen mit dem Kollektiv der Laubengänge. Die Anknüpfung an das Erschliessungsystem der Klosteranlage ermöglicht Synergien in der Nutzungsflexibilität, weit über einen mittelfristigen Zeithorizont hinaus.

Individualität | Die Wohnungstypen sind in eine kammerartige Primärstruktur eingefügt und kommunizieren zur Hofseite und zum Klostergarten. Die gewählte Grundrissstruktur der offenen Wohnhalle mit seitlicher Serviceschicht ist ein Abbild der Suche nach Zweckmässigkeit und Einfachheit. Die Grundrisstypologie wird durch Schiebeelemente räumlich und funktional aufgewertet. Die Wahl von wenigen und authentischen Materialien verleiht den Räumen Sinnlichkeit und Ruhe.

Struktur | Die Struktur- und Konstruktionsart sowie die Materialität folgen dem Primat der Einfachheit und generieren in ihrer Wirkung die gesuchte Schlichtheit. Analog der Klostermauer, umfasst und schützt die Aussenwand des Gebäudes den neu gewonnen Wohnhof.

Konstruktion | Für die einfache, kammartig angelegte Struktur der Aussen- und Wohnungstrennwände dient ein Dämmbeton, der sich in der Tonalität am Bestand orientiert. In Korrelation mit dem Gartenprojekt kann der klostereigene Tannenholzbestand für die Decken, Laubengangkonstruktion und die Bodenbeläge genutzt werden. Die Anwendung von robusten und langlebigen Materialien entspricht dem Grundgedanken des qualitätsvollen Weiterbauens.

Klostergarten | Die Gestaltung des Klostergartens entspricht der Einfachheit, Zurückhaltung und Bescheidenheit der Kapuziner. Es soll ein besinnlicher und spiritueller Garten als Ort der Ruhe entstehen, ein Lebensraum für Menschen, Pflanzen und Tieren nach dem Vorbild von Franz von Assisi. Der Klostergarten soll Leben ermöglichen und Raum zur Verfügung stellen, als ein Ort der Begegnung für die Öffentlichkeit. Durch das Prinzip des Weiterbauens und mit Respekt vor dem Vorgefundenen und Authentischen wird dieser einmalige Ort erhalten. Der Rand mit der umlaufenden Klostermauer wird mit einem neuen Baumgürtel verstärkt. Die über die Mauer greifenden Laubbäume bilden einen Filter zum Stadtraum. Durch die Auslichtung der Fichten wird der Sichtbezug zu Landschaft, Stadt und zum Pilatus ermöglicht. Entlang des Mauerweges wird der Weg des Lebens mit unterschiedlichen Stationen angelegt. Dabei werden die vorhandenen Räume wie Gärten, Mauerweg, Kreuzweg, Wasserbecken, Holzschopf, Wäldchen, Wiese, Kreuzgang, Friedhhöfe und Innenhöfe wie selbstverständlich in die Gestaltung und das Leben im Klostergarten integriert.

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